Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt Haindling

Patrozinium am 15. August

Zur Baugeschichte

Der gotische Kirchenbau wurde erstmals 1333 urkundlich erwähnt. Er wurde mehrmals vergrößert und 1439, vermutlich als Halle, vollendet. 1624 bis 1631 erfolgte die Aufstockung des Turms durch den Münchener Hofbaumeister Martin Bartholomäus Viscardi.

1719 bis 1721 ließ Abt Wolfgang Mohr die Marienkirche zu einer barocken Wandpfeilerkirche ausbauen. Dabei wurden die mittelalterlichen Umfassungsmauern mitverwendet und der Turm beibehalten. Die Pläne für den Barockbau zeichnete der in kurfürstlichen Diensten stehende Regensburger Johann Georg Endtres. Die Ausführung der Maurerarbeiten übernahm der Geiselhöringer Maurermeister Johann Pfättinger/Pfäffinger. Auch die übrige Ausstattung lag ausschließlich in den Händen einheimischer Handwerker und Künstler.

Aus der Erbauungszeit stammt noch die plastische Wanddekoration mit prachtvollen Stuckkapitellen, sowie Akanthus- und Blütendekor an den Friesbändern im Langhaus. Der Bildhauer Simon Hofer aus Geiselhöring schuf sie 1721.

1722 feierte man die Konsekration des barocken Umbaus. Der Einweihungsrede Pater Melchior Wagners zufolge, sollte der neue Bau neben der besonderen Verehrung der Muttergottes und dem Haindlinger Gnadenbild auch der Verherrlichung der Allerheiligsten Dreifaltigkeit dienen. Darauf verweist die Dreizahl, die in der Anzahl der Kirchenportale, der Nebenkapellen und der Altäre enthalten ist.

Dieser Barockbau hat sich in seinen Ausmaßen bis heute erhalten. Seine originale Ausstattung erlitt jedoch im Jahr 1816 durch den Einsturz der Decke im Langhaus den bedauernswerten Verlust von einem Großteil der Fresken. Die Decke des Kirchenschiffes wurde nach dem Einsturz und der darauffolgenden Wiedereinwölbung neu bemalt (vermutlich von dem Straubinger Franz S. Merz, einem Enkel von Joseph Anton Merz) und 1957 von dem Parsberger Maler Walter Scheidemantel überarbeitet. Vier Szenen der Verherrlichung Mariens – darunter die Darstellung des Gnadenbildes über einer Ortsansicht von Haindling – begleiten in den Stichkappen Engel mit dem Ave Maria auf Spruchbändern.

Der Hochaltar

Der Hochaltar von 1728 beeindruckt durch seine mächtige, den gesamten Chorschluss in Höhe und Breite einnehmende Anlage. Wie die übrige Ausstattung ist auch er ein Gemeinschaftswerk lokaler Meister. Den Aufbau fertigte der Geiselhöringer Schreiner Thomas Lehner. Auf jeder Seite flankieren drei im Dreieck angeordnete Säulen, die vorderen mit gedrehten Schäften, die Altarbilder. Den oberen Abschluss bildet ein Segmentbogen. Besonders auffällig sind die variierenden Furniermuster aus Nuss-, Kirsch- und Birnbaumholz. Das Hochaltarbild zeigt die Himmelfahrt Mariens. Heiliggeisttaube und Christus erfahren durch die Darstellung von Gottvater im Auszugsbild die Ergänzung zur Heiligen Dreifaltigkeit.

Die Bilder stammen von dem Straubinger Maler Joseph Anton Merz und wurden 1728 geliefert. Joseph Anton Merz, schwäbisch-bayerischer Maler des Barocks und frühen Rokokos, war der wichtigste ostbayerische Kirchenmaler seiner Zeit und starb 1750 in Straubing.

In Bayern gibt es nicht sehr viele furnierte Altarausstattungen. Insofern stellt Haindling eine Besonderheit dar, weit hinaus über die Grenze der Diözese. Das Besondere sei die Gesamtwirkung, die wiederum aus dem Detail entsteht. Ganz wunderbare Furniertechniken wurden kombiniert zu einem großen Ganzen.

Zwischen den äußeren Säulenpaaren stehen lebensgroße, in Weiß und Gold gefasste Figuren der Eltern Mariens, Joachim und Anna, die der Bildhauer Simon Hofer aus Geiselhöring schuf.

Eine Kostbarkeit, die zu dieser Kirche gehört, ist ein 30 cm hohes, silbernes Reliquienkreuz, in dem ein Partikel vom Kreuz Christi verwahrt wird. Der Regensburger Weihbischof Albrecht Ernst Graf von Wartenberg, der 1714 die Johanneskirche in Hainsbach einweihte, hatte es dem Wallfahrtsort Haindling verehrt.

Linkes Bild an der Wand: „Sieben-Schmerzen-Madonna.“ Jedes Schwert steht für einen Schmerz, den Maria als die Mutter Gottes zu durchleiden hatte.

Rechtes Bild an der Wand: Leinwandgemälde aus dem 19. Jahrhundert. „Rosenkranzmadonna“. Der Maler ist unbekannt. Darstellung der Muttergottes auf der Mondsichel, das Jesuskind in ihren Händen auf der Weltkugel stehend. Umringt von Rosenkranzmedaillons im gemalten, gotischen Maßwerkrahmen.

Vor dem Hochaltar befindet sich ein schlichter Volksaltar zur Feier des Gottesdienstes, der gemäß dem Erlass des 2. Vatikanischen Konzils (1962-65) den direkten Blickkontakt zwischen Priester und Gläubigen während der Messe ermöglicht.

Das aufwendige Rokokospalier im Chor, das mit Baldachinen, Vorhangdraperien, Kartuschen mit bayerischen Rautenfeldern, Hermen, Putti und anderem figürlichem Schmuck die Oratorien umrahmt, fertigte Thomas Wagner aus Geiselhöring 1762.

Das Chorgestühl mit 10 Plätzen stammt aus der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts und diente einst den Benediktinern zum Gebet. Es besteht aus je fünf, aus unterschiedlichen Hölzern zusammengesetzten Stallen, die durch Pilaster unterteilt sind.

Der Gnadenaltar

Der Gnadenaltar (rechts) ist das Zentrum der Verehrung des Haindlinger Gnadenbildes und zugleich der Altar für die Bruderschaft zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit. Im Mittelpunkt des Gehäuses, das 1739 von Pater Johannes Kraus gestiftet wurde, befindet sich das Gnadenbild, eine 48 cm hohe Holzfigur der Muttergottes mit Kind. Die Figur dürfte um 1330 geschnitzt worden und wohl Regensburger Arbeit sein. Besonders wertvoll ist die weitgehend erhaltene originale Fassung der Figur. Das Postament mit dem Halbmond, das Zepter Mariens, die Kronen und der Strahlenkranz stammen aus dem Jahr 1715. Auf dem Dach sieht man eine Strahlensonne mit dem Monogramm Mariä. Die an den Seiten im Jahr 1861 angesetzten Wangenflächen enthalten Reliquiennischen. Der Altar wurde von Thomas Lehner gefertigt. Die farbliche Fassung übernahm der Geiselhöringer Maler Balthasar Haas. Das Altarblatt zeigt die Heilige Dreifaltigkeit. Das Oberbild zeigt eine Darstellung des heiligen Joseph. Beide Bilder stammen von Joseph Anton Merz.

Die Gnadenkapelle

In der sich anschließenden Gnadenkapelle bezeugen viele Votivtafeln und Votivgaben die innige Verehrung, die der Haindlinger Muttergottes seit Jahrhunderten entgegengebracht wird. So pilgern die Gläubigen der Pfarrei Andermannsdorf seit über 565 Jahren getreu dem Gelöbnis im Pestjahr 1456 alljährlich nach Haindling.

Die Kanzel

Auch die Kanzel schuf Thomas Lehner 1721. Ihr Korpus ist durch vorspringende Volutenpilaster in Feldern unterteilt. Darin befinden sich Bilder der vier lateinischen Kirchenväter. Von rechts: Augustinus von Hippo,  Hieronymus, Gregor I. der Große und Ambrosius.  Die Bilder wurden von Joseph Anton Merz gemalt. Eine Posaune blasender Engel steht auf dem Schalldeckel. Weitere Engel sitzen zu seinen Füßen am geschweiften Gebälk.

Die Deckenfresken

In den Jahren 1720/21 erhielt die Marienkirche einen umfangreichen Freskenzyklus durch dem Straubinger Barockmaler Joseph Anton Merz (1681 – 1750). Nach dem Einsturz der Decke im Langhaus im Jahr 1816 blieben von der umfangreichen Ausmalung nur die Deckenfresken im Chor erhalten. Sie zeigen neun Szenen aus dem Marienleben. Erstes Joch (von Osten): im Scheitel: Darstellung Jesu im Tempel; seitlich rechts: Tod Mariä, seitlich links: Flucht nach Ägypten. Zweites Joch: im Scheitel: Mariä Vermählung; seitlich rechts Mariä Heimsuchung, links: Mariä Verkündigung. Drittes Joch: im Scheitel: Unbefleckte Empfängnis; seitlich rechts: Mariens Tempelgang, links: Geburt Mariä. Begleitend dazu sind in den Stichkappen zwölf Embleme mit marianischen Symbolen dargestellt.

Am Chorbogen sieht man das Gnadenbild der Schönen Maria von Regensburg, eine der bedeutendsten europäischen Wallfahrten im Mittelalter, umgeben von acht Heiligen und Seligen, die im Kloster St. Emmeram verehrt wurden.

Die Seitenaltäre

Wolfgangs-Altar

Den Wolfgangsaltar (rechts) lieferte Thomas Lehner 1723. Das Altarbild zeigt die drei im Kloster St. Emmeram zu Regensburg verehrten Heiligen, nämlich  Emmeram, Wolfgang mit Kirche und Dionysius von Paris mit abgeschlagenem Haupt. Im Oberbild ist der heilige Nikolaus dargestellt. Die Altarbilder wurden von Joseph Anton Merz gemalt.  Anstelle einesTabernakels steht auf der Mensa ein Herz-Marien-Bild in einem Muschelwerkrahmen, das um 1730 entstanden sein dürfte.

Gegenüber an der Wand: Votivbild mit einer Darstellung von Hainsbach und dem nicht mehr existierenden Schloss (1813 abgebrochen) aus dem Jahr 1704.

Die Kirchenstühle gegenüber stammen noch aus der Zeit vor dem Einsturz des Gewölbes.

Andreas-Altar

Der Andreasaltar (rechts) stammt ebenfalls von Thomas Lehner. Seine farbliche Fassung von Johann G. Haubner aus Geiselhöring. Das Altarblatt zeigt den Apostel Andreas mit Darstellung des Martyriums. Das Oberbild zeigt den heiligen Christophorus. Bei der hier aufgestellten Holzfigur der „Mondsichelmadonna“ handelt es sich um eine sehr qualitätsvolle Arbeit eines unbekannten Landshuter Meisters. Die gotische Madonna dürfte um 1480 gefertigt worden sein und stammt aus der 1924 abgebrochenen Kirche in Haindlingberg. Bild gegenüber an der Wand: Aufstellbild heiliger Aloisius. Der Künstler ist unbekannt. Das Bild wurde 1838 gestiftet.

Der Altar der Schmerzhaften Mutter Gottes

Der Altar der Schmerzhaften Mutter Gottes (rechts) stammt von 1746 und hat ein Altarblatt zum Thema „Mater Dolorosa“ (Schmerzhafte Muttergottes). Das Oberbild zeigt den heiligen Antonius von Padua. Er war ein portugiesischer Franziskaner, Theologe und Prediger.

Auf der Mensa steht ein Schrein mit einer plastischen Darstellung des Heiligen Grabes aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Auf dem Schrein des Heiligen Grabes steht mittig eine Skulptur Christus, sogenanntes Erbärmdebild. Christus deutet auf seine Brustwunde. Der Künstler ist nicht bekannt. Auch Mann der Schmerzen, Bild des Mitleids.

Sebastians-Altar

Am Sebastiansaltar (links) hat die 1714 zum Schutz gegen die Pest gegründete Sebastiansbruderschaft, die heute noch besteht, ihre Andachtsstätte. Das Altarbild zeigt den heiligen Sebastian, der Haindling mit seinem Schild gegen die Pestpfeile abschirmt.

Das Oberbild zeigt den Pestheiligen Rochus. Er wird mit entblößtem Oberschenkel dargestellt, auf dem eine Pestbeule zu sehen ist.

Der Altar wurde ebenfalls von Thomas Lehner geliefert und die Ölbilder stammen wiederum von Joseph Anton Merz.

Die ausdrucksstarke Holzfigur des hl. Sebastian auf dem Tabernakel, gestiftet 1681 von einem Hainsbacher Bauern, ist ein Werk des Bogener Meisters Johann Gottfried Frisch.

Die Restaurierung des Sebastiansaltars erfolgte durch die Messerschmitt-Stiftung

Leonhard-Altar

Der Leonhardaltar (links) wurde 1709 von Hans Obermayr aus Geiselhöring geschreinert. Seine Altarblätter mit den beiden Viehpatronen Leonhard und Wendelin und dem Oberbild des heiligen Martin malte der Regensburger Maler Wolfgang M. Hofmändl 1709.

Auf der Mensa steht ein Herz-Jesu-Bild in einem Muschelwerkrahmen, das um 1760 entstanden sein dürfte, also in der Zeit des ausklingenden Hochbarocks.

Gegenüber an der Wand: Leinwandgemälde aus dem 19. Jahrhundert. „Franziskus empfängt die Wundmale“. Der Maler ist unbekannt. Der heilige Franziskus empfängt auf freiem Feld von herabschwebendem, geflügelten Christus am Kreuz die Wundmale.

Barbara-Altar

Der Barbaraaltar (links) von 1739 ist wiederum ein Werk von Thomas Lehner. Das Altarbild zeigt das „Martyrium der hl. Barbara“ und stammt von dem Eremiten Johann Haubner.

Das Oberbild zeigt die hl. Apollonia, die geweihte Jungfrau, die während der Christenverfolgung verschleppt wurde.

Gegenüber an der Wand:  Leinwandgemälde heiliger Aloisius von Gonzaga aus dem 19. Jahrhundert. Der Maler ist unbekannt.

Benediktus-Altar

Am Benediktusaltar (links) von 1746 ist auf dem Altarbild der Ordensgründer Benedikt, von Engeln umgeben, zu sehen. Im Oberbild „Christus und der Apostel Thomas“.

Auf der Mensa befindet sich ein Schrein mit der Figur des heiligen Nepomuk aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert.

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